Es hätte eine perfekte Schalker Woche werden können. Erst die umjubelte Vertragsverlängerung von Julian Draxler bis 2018, die ein starkes königsblaues Signal an die Konkurrenz sendete: Seht her, wir können diesen Top-Spieler, den alle haben wollen, halten!
Dann endlich der Schlussstrich unter diese unsägliche Trainerposse, bei der Schalke mal wieder das alte Bild vom chaotischen Volkstheater abzugeben drohte. Es fehlte nur noch der sportlich gelungene Abschluss, ein einfacher Sieg gegen eine Mannschaft, für die es in der Bundesliga um nichts mehr geht.
Doch was wäre Schalke ohne seinen fatalen Hang zum Scheitern? Den gegnerischen Fans würde ein Kurvenklassiker ausgehen, nämlich der mit der Schale und dem Leben lang. Die eigenen Anhänger müssten auf ein Endspiel ihrer Mannschaft verzichten und hätten seit Samstag nichts mehr zu tun als darüber nachzudenken, wem sie bei dem doch etwas größeren deutschen Finale in knapp zwei Wochen weniger den Sieg gönnen.
Ja, es ist typisch Schalke, es sich dann besonders schwer zu machen, wenn alles doch so einfach scheint. „Wir wollten das Endspiel unbedingt vermeiden, aber wir waren körperlich und vor allem vom Kopf her nicht dazu in der Lage, es schon vorzeitig klar zu machen“, staunte Manager Horst Heldt nach dem 1:2 gegen den VfB.
Es war der 21. Mai 2005, als der FC Schalke ebenfalls am letzten Spieltag beim SC Freiburg antreten musste. Auch damals ging es für die Gelsenkirchener ums Erreichen der Champions League, der Gegner war allerdings bereits abgestiegen. Diesmal ist es ein direktes Duell um Platz vier und somit die Playoffs zur Königsklasse.
Wenn alle Schalker so sachlich und fokussiert wären, wie Keller, müsste man sich wohl keine allzu großen Sorgen um diesen launischen FC Schalke machen. „Wenn uns im Januar jemand gesagt hätte, dass wir in Freiburg ein Endspiel um Platz vier haben würden, hätten wohl alle ‚Hurra!‘ geschrien“, sagte der S04-Coach und betonte: „Ich hätte gerne den Deckel drauf gemacht, dann wäre es ein perfektes Wochenende gewesen. Aber die Mannschaft ist nach Niederlagen immer wieder zurück gekommen. also machen wir es am nächsten Samstag klar.“
Er sagt das ohne einen Hauch von Zweckoptimismus oder in Verkennung der Tatsachen. Seine Spieler sind ja tatsächlich immer wieder für Überraschungen gut, auch positive. Marcelo Bordon war es vor acht Jahren, der Schalke mit zwei Treffern beim 3:2-Sieg Rang zwei und damals den direkten Einzug in die Champions League bescherte.
Diesmal reicht ein Unentschieden in Freiburg, es sei denn, Eintracht Frankfurt gewinnt parallel mit vier oder mehr Toren Unterschied gegen Wolfsburg. „Wir haben einen großen Elfmeter vergeben, es aber immer noch selbst in der Hand. Jetzt müssen wir bei der Vorbereitung auf Freiburg in die Trickkiste greifen“, kündigte Heldt an.